DEN HAAG/WIEN. Österreich ist für Geldwäscher eine
Top-Destination. Eine niederländische Studie kommt zu dem Schluss, dass
nur Luxemburg, die Bermudas und die Schweiz attraktiver sind, um
illegales Geld weißzuwaschen. Alarmierend ist dabei die Tatsache, dass
Österreich für Schwarzgeld gleich attraktiv ist wie das
"Offshore-Paradies" Cayman Islands.
In den Spitzenrängen liegen auch noch EU-Staaten
wie Belgien, Frankreich, Deutschland oder die Niederlande, deren
Finanzminister die Studie bei der renommierten "Utrecht School of
Economics" in Auftrag gegeben hat.
Studienautorin Brigitte Unger hat in den
Attraktivitäts-Index viele Maßzahlen einfließen lassen. Der ungünstige
Wert für Österreich ergibt sich daraus, dass es ein hoch entwickeltes und
effektives Banksystem mit strengem Bankgeheimnis gibt, sowie aus der
geografischen Lage und der engen wirtschaftlichen Verflechtung mit den
mitteleuropäischen Ländern.
Laut Studie werden weltweit pro Jahr bis zu 2800
Mrd. Dollar (2350 Mrd. Euro) an Schwarzgeld weißgewaschen. Diese Zahl
wird von Experten als eher überschätzt eingestuft. Sie liegt aber im
Rahmen der Schätzung des Internationalen Währungsfonds, wonach zwei bis
fünf Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung illegal entstehen.
Die Experten errechnen die Höhe des Schwarzgeldes
aus Kriminalitätsstatistiken. Jedes Verbrechen, etwa Drogenhandel oder
Prostitution, wird bewertet. Knapp die Hälfte des Schwarzgeldes entsteht
in den USA, gefolgt von Italien, Russland, China und Deutschland. Österreich
liegt mit 20 Mrd. Dollar auf Rang 15.
Mithilfe des Attraktivitäts-Index und der Enge von
wirtschaftlichen Beziehungen wird ermittelt, wie viel Schwarzgeld in
einem Land gewaschen wird (siehe Tabelle). Auch hier führen die USA,
gefolgt von den Cayman Islands, Russland und Italien. In Österreich (Rang
17) werden laut Studie jährlich 48 Mrd. Dollar gewaschen. Österreich hält
damit einen Weltmarktanteil von 1,7 Prozent.
Die Schätzungen aus der neuen niederländischen
Studie sind wesentlich höher als alle anderen Untersuchungen. Letztere
beruhen allerdings auf konkreten Verdachtsfällen und Verurteilungen. Im
Finanzministerium will man die Zahlen der Utrechter Studie nicht
kommentieren. "Es ist eine gute Studie", konzidierte eine
Expertin für Geldwäsche im Gespräch mit der "Presse".
Die Untersuchung befasst sich auch mit der
niederländischen Realität - die von der österreichischen nicht allzu
stark abweichen dürfte. In Holland sind demnach 20.000 Menschen damit
beschäftigt, die offiziellen Meldestellen zu umgehen, indem sie
Schwarzgeld-Beträge unter 20.000 Euro in den "weißen"
Geldkreislauf einschleusen. Ähnliches gelte für die anderen europäischen
"Waschanlagen" Luxemburg, Schweiz und Österreich, heißt es in
der Studie.
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