Das sieht auf den ersten Blick nach einer krassen Themenverfehlung aus: Wenn unsereins in die reichlich unwahrscheinliche Verlegenheit kommen würde, illegal erworbenes Geld "legalisieren" zu "müssen", dann würde man das wohl nicht bei der Bankfiliale ums Eck, sondern "offshore" machen. In der hinteren Karibik etwa, wo der lange Arm der US-Behörden nicht mehr hinreicht, die Geldwäsche-Polizei der OECD (FATF) nichts zu melden hat und sich die lokalen Behörden für den Inhalt diverser Briefkästen aber so was von nicht interessieren.

Vielleicht würde man das noch in der Schweiz versuchen, oder in Liechtenstein. Aber bei uns, in Österreich? Schließlich ist ja in den vergangenen Jahren einiges geschehen, um illegal erworbenes Geld aus so unschönen Aktivitäten wie Drogen-, Waffen- oder Menschenhandel von unseren Grenzen fern zu halten.

Die Zeiten, als man mit einem prall gefüllten Geldkoffer und einem freundlichen "Grüß Gott, mein Name ist Dagobert Duck, ich möchte bei ihnen ein Konto eröffnen" in die Bank kommen konnte - und keine weiteren Fragen mehr gestellt wurden -, sind ja seit der Abschaffung der Anonymität vorbei. Wer ein paar Tausender vom Konto abhebt, muss selbst in seiner Hausbank oft den Ausweis zücken, bankinterne Sicherheitssysteme registrieren auffällige Transaktionen, im Casino wird kontrolliert, ob man den Jeton-Haufen tatsächlich gewonnen oder nicht schon bei der Ankunft mittels Bargeldbündels erworben hat und das Finanzamt schaut sich neuerdings die gloriosen Umsatzsteigerungen des kundenlosen China-Restaurants oder der menschenleeren Pizzeria auch genauer an. Wo soll man da groß Geld waschen?

Nun: Die Studie hat einen etwas anderen Zugang. Sie untersucht nicht nur, wie viel tatsächlich gewaschen wird (was ohnehin nur eine Grobschätzung sein kann, weil Geldwäscher normalerweise ja nicht gerade Freunde von Meldepflichten sind), sondern sieht sich das Umfeld an. Da hat Österreich etwa das geografische Pech, am Schnittpunkt der Tätigkeitsbereiche von Russen-, Balkan- und Italo-Mafia zu liegen. Da kann man beim Jahrestreffen der "Freunde der montenegrinischen Oper" gleich das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden versuchen.

Man muss aber dazu sagen, dass das nicht mehr ganz einfach ist: Österreich hat, spät aber doch, die Anonymität von Einlagen abgeschafft; spät, aber doch, die Geldwäscherichtlinie der OECD voll implementiert; spät, aber doch die Empfehlungen der "Financial Action Task Force on Money Laundering" (FATF) voll umgesetzt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat diese Schritte 2004 ausdrücklich gelobt. Was man von Cayman nicht gerade sagen kann.

Diese Schritte wurden zu Recht gesetzt: Organisierte Kriminalität ist nur profitabel, wenn die dabei verdienten Multi-Milliarden in den regulären Geldkreislauf zurückgeführt, also "gewaschen" werden können. Alles, was diese Rückführung erschwert, ist Bekämpfung von Großverbrechen.

Da hat Österreich in den vergangenen Jahren viel unternommen, da haben aber auch ebenfalls unter Generalverdacht stehende europäische Länder wie die Schweiz und Liechtenstein viel getan. Freilich, so wie Österreich, schleppend, zögerlich und nur unter internationalem Druck. Zum Teil mit fadenscheinigen Argumenten. Die Beibehaltung der Anonymität - die ausschließlich für illegale Aktivitäten wie Geldwäsche oder Steuerhinterziehung Sinn ergibt - wurde lange mit fadenscheinigen Argumenten der Sorte, man müsse das Sparbüchel der Oma vor den Blicken der Erben schützen, verteidigt.

Diese Manifestation heimischen Schlawinertums hat halt leider das Image der Alpenrepublik in der internationalen Finanz-community beschädigt. Und das wirkt auch in Rankings nach: So strikt die Banken auch gegen Geldwäsche vorgehen, international hält sich (wie bei der Schweiz und Liechtenstein) noch immer ein wenig das Bild des Schlawiners, der lieber ein bisschen wegschaut, eher er sich ein Geschäft entgehen lässt. Und wenn der Wert von 48 in Österreich gewaschenen Milliarden auch nur halbwegs der Realität nahe kommt, gibt es trotz aller Verbesserungen noch erheblichen Handlungsbedarf.